
Das gehört ins Guinness-Buch der Weltrekorde. Seit fast unglaublichen 35 Jahren kümmert sich Andreas Bonnen bei der SVG Weißenberg gemeinsam mit Thomas von Werden um die Bambini-Kicker. Zwar hatte der 49-Jährige seiner Frau mal versprochen, diesen Job an den Nagel zu hängen, „wenn ich irgendwann mal die Kinder meiner ehemaligen Spieler trainiere. Aber dieser Fall ist schon vor drei Jahren eingetreten.“
Swider schon im Profi-Kader der Borussia
Die zu finden, darin haben die in Nordstadt als Ausbilder tätigen Trainer Übung. So hat Niklas Swider bei Borussia Mönchengladbach gerade erst einen bis zum 30. Juni 2027 laufenden Lizenzspielervertrag unterschrieben. Im Heimspiel gegen Holstein Kiel stand er erstmals bei einem Pflichtspiel im Aufgebot der Fohlen-Elf, blieb aber noch ohne Einsatz. Den in Neuss geborenen Mittelfeldspieler beschreibt VfL-Sportchef Roland Virkus, der mit seiner Familie als (Jüchen-) Schaaner ebenfalls im Rhein-Kreis zu Hause ist, als spielintelligenten, physisch starken und für sein Alter schon sehr reifen Fußballer.Das hatten die Verantwortlichen in Weißenberg sogar noch viel früher erkannt. „Wie hochtalentiert Niklas ist, war bereits im Bambini-Alter zu sehen“, sagt Bonnen. Weil selbst die Gegner damals dachten, der so abgezockte Knirps könne unmöglich noch den Bambini-Jahrgängen angehören, ließ ihn die SVG kurzerhand bei der F-Jugend mitspielen. Doch auch die durchweg ältere Konkurrenz mischte Swider ungerührt auf. „Wir haben darum selber den Kontakt zur Borussia gesucht, und die haben ihn dann direkt in Mönchengladbach behalten“, erinnert sich Bonnen.
Indes keine Einbahnstraße ohne Wiederkehr. Im Januar kehrte der Jungprofi zu seinem Heimatverein zurück. Und nicht mit leeren Händen – das von ihm unterschriebene Trikot bekam natürlich einen Ehrenplatz im Vereinsheim der SVG Weißenberg. Zum Hintergrund: Im Rahmen des vom Deutschen Fußball-Bund 2004 aufgelegten Bonussystems erhalten Amateurvereine finanzielle Zuwendungen, wenn deren früheren Kicker, die mindestens zwei Jahre ihr Trikot getragen haben, in einer Nachwuchs-Nationalmannschaft des DFB eingesetzt worden sind. Das trifft auf Niklas Swider, für den mit der Vertragsunterzeichnung in Gladbach „ein Traum in Erfüllung gegangen ist“, zu. Dafür gab’s nun einen Scheck in Höhe von 1200 Euro. Mit dem Geld sollen Maßnahmen zur Förderung des Jugendfußballs finanziert werden.
Auch Trippel hat vielversprechende Zukunft vor sich
Schon bald könnte es abermals Post vom DFB geben, denn auch Marcello Trippel trägt seit 2023 den Adler auf der Brust und ist mit dem deutschen Teams als die Nummer 1 im Tor auf dem Weg zur U17-Europameisterschaft. Dabei sollte der „NGZ-Sportler des Monats“ (Oktober 2024) ursprünglich gar nicht zwischen den Stangen stehen. Zwar hatte es sein Vater Volker Trippel als Keeper bis zur Landesliga gebracht, aber als Co-Trainer der Bambini in Weißenberg habe er für seinen etwas anderes im Sinn gehabt, verrät Bonnen schmunzelnd: „Er wollte nie, dass er im Tor spielt und bat mich inständig, ihm das nicht anzutun.“
Jedoch ohne Erfolg: Als C-Jugendlicher ging der Junge aus Grimlinghausen ebenfalls zur Borussia und entwickelte sich unter der Obhut von Torwart-Legende Uwe Kamps zu einem Klassemann – zwischen den Pfosten. Schon als Dreikäsehoch sah Bonnen in ihm das gleiche Feuer wie in Niklas Swider: „Beide wollten immer Fußball spielen, sind mit dem Ball zum Training gekommen. Sie wollten es unbedingt, waren immer bereit, noch eine Einheit mehr zu machen.“
Daniel Heber darf mit Magdeburg von der Bundesliga träumen
Einen gänzlich anderen Weg in den Profibereich nahm derweil Daniel Heber. Auch er jagte unter Bonnen bei den Bambini der SVG dem runden Leder nach, wechselte als C-Jugendlicher aber zu Rot-Weiß Essen, wo er es nach einem Kreuzbandriss (2014) und einem Wadenbeinbruch (2021) sowie Zwischenstationen in Bochum und Oberhausen 2022 in die 3. Liga schaffte. „Er hat das alles alleine gemacht, hat unglaublich hart gearbeitet“, weiß sein ehemaliger Coach. Fleiß und Ausdauer, die schließlich belohnt wurden: Im Januar 2023 unterschrieb der Innenverteidiger seinen Kontrakt beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg – im für einen Profi reifen Alter von 28 Jahren. Er gehörte am vergangenen Samstag auch zur Startformation des Aufstiegsaspiranten beim 5:2-Erfolg über den FC Schalke 04 vor 61.681 Zuschauern in der Veltins-Arena.
In Magdeburg fühlt sich der Familienvater, dessen Schwester Dorothee Heber mit dem SC Grimlinghausen seit dieser Saison in der Landesliga kickt, gut aufgehoben: „Es gibt viele Freizeitmöglichkeiten, Grünflächen für lange Spaziergänge und von den Menschen hier sind wir ebenfalls herzlich aufgenommen worden. Alle möchten mit einem sprechen oder ein Foto machen. Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt.“
Er ist es gewohnt, über den Tellerrand zu schauen, sitzt seit Ende 2021 im Spielerrat der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) und arbeitet parallel zur Fußballkarriere am Abschluss im Sportmanagement-Studium.
Quelle: RP, 04.02.2025